REGIE
Im Abseits
von Sergi Belbel
Staatstheater Cottbus
Regie | Alexandra Wilke
Bühne | Hans Holger Schmidt
Dramaturgie | Sophia Lungwitz
Mit | Sigrun Fischer, Oliver Breite, Michael Becker, Lucie Thiede, Asad Schwarz Msesilamba
Pol, Familienvater Anfang 50, hat ein Problem. Gerade hat er seinem gekündigten Kollegen und alten Freund all sein Erspartes geliehen, da gerät er selbst in finanzielle Bedrängnis. Sein Gehalt wird drastisch gekürzt, um sein Unternehmen global wettbewerbsfähig zu halten. Dabei bräuchte seine 18-jährige Tochter Lisa ausgerechnet jetzt die finanzielle Unterstützung ihrer Eltern, um das vorgesehene Auslandsstudium antreten zu können. Der Familienfriede ist dahin, das durchgeplante Leben gerät aus dem Takt. Überhaupt: Ist nicht der bettlägerige Vater das eigentliche Problem, dessen kleine Stadtwohnung ein Vermögen an Miete verschlingt? Eine Lösung muss her, bis dahin lebt man auf Kredit. Und scheut nicht davor zurück, den lateinamerikanischen Altenpfleger anzupumpen, der seinem kleinen Sohn eine Fußballprofikarriere finanzieren will.
Ein Stück über scheinbar ganz normale Menschen aus der breiten Mitte der Gesellschaft, deren starre Perspektiven plötzlich ins Taumeln geraten. Über Nöte, die als existenziell wahrgenommen werden, obwohl die Fallhöhen begrenzt sind. Über Lebensträume, die sich als Zwangsvorstellungen entpuppen. Und immer wieder lässt Belbel in surrealen Szenen die Gewalt und Verzweiflung spürbar werden, die das brüchige Durchschnittsleben seiner Figuren grundieren.
"Im Halbkreis und Halbdunkel sitzen die Zuschauer um diverse, schräg aus der Ebene geratene Flächen,
Dazwischen: alles voller Abgründe. - Dazwischen? Auch. - Vor allem jedoch liegen diese Abgründe zwischen den Personen und direkt in ihnen. Wie sich schnell herausstellt.
Alles was in dieser Situation passiert, hat Regisseurin Alexandra Wilke sehr gut gezeichnet. Punktgenau und mit nahegehendem Ausdruck vermitteln die fünf Darsteller jede Phase und jede Zuspitzung. Bühne, Ausstattung und Kostüme betonen Brisanz und Alltäglichkeit zugleich."
Jens Pittasch, Blicklicht Kulturmagazin
im Rahmen des Überlebenskünstler Festivals am Staatstheater Cottbus